Festival Fotos und Berichte

Eine musikalische Weltreise

Herzlichen Dank an Wolf Stucke für die schönen Fotos!

Wenn an einem Konzertabend in Tübingen jedes Lied in einer anderen Sprache erklingt, dann ist klar: Es spielt das internationale Orchester des Vereins Klangfolk auf. Begeistert lauschte das Publikum den Melodien aus Afrika, Brasilien, Bolivien, dem Iran, Ägypten als auch europäischen Ländern wie Spanien und Italien.

Das Konzert zeigte die musikalische Gesamtleistung des unmittelbar davor stattfindenden viertägigen TüFolk-Festivals. Damit präsentierte sich die internationale Tübinger Musikformation zum ersten Mal unter dem neuem Namen TüFolk – bis dahin bekannt als Folklang, das über gut zehn Jahre als Orchester bestanden hatte. Den rund 40 Teilnehmenden aus Tübingen und der Welt ist es gelungen – Dank der beachtenswerten Leistung des musikalischen Mentorenteams bestehend aus Conce, Christobal, Maia, Matheus und Jonas, mit Unterstützung von Lisa – in diesen wenigen Tagen ein gesamtes Konzertrepertoire mit ganz eigenen Arrangements auf die Bühne zu bringen, für das Orchester gewöhnlich den Zeitraum eines Jahres benötigen.

Bei TüFolk ist stets alles in Bewegung, das Ensemble lebt von der Improvisation und Spontanität. So ist das Orchester in jedem stattfindenden Festival einmalig in der Zusammensetzung. Es entstehen immer neue Konzerte mit jeweils anderen Musikstücken. Das Repertoire entspringt den Herzen der anwesenden Teilnehmenden. Jeder, der möchte, kann ein Musikstück vorzuschlagen, meist sind es Lieder, die im eigenen Herkunftsland beliebt sind und eine besondere Bedeutung haben. Die Musiker nehmen die Melodien rein über das Zuhören ab und spielen sie nach. So kamen dieses Mal insgesamt elf Musikstücke zusammen: Aus Afrika, Brasilien, Bolivien, Ägypten, dem Iran, Italien, Mallorca, Dänemark, Österreich und auch ein altes deutsches Volkslied.

Amparo Roda aus Barcelona stellte das Lied „Sa Pastera“ vor, eine Jota in mallorquinischem Dialekt, die gewöhnlich zum Tanzen aufgespielt wird. Das Lied erzählt von einer lebensfrohen Frau Bel, die gern zum Klang der Pastera (ein Holzbrett, auf dem man früher den Brotteig geknetet hat) tanzt und das Leben und Lieben genießt. Virtuos dabei ihre Geige spielend präsentierte Amparo singend und spielend gekonnt ihr schwungvolles Lied.

Sonia Prignard, die in ihrer Identität drei Kulturen vereint, die deutsche, die französische und die italienische, stellte mit „Era nato poveretto“ ein humorvolles Lied aus der norditalienischen Folklore vor. Es handelt von einem armen Schlucker aus der Vorkriegszeit, der für sein Objekt der Begierde – einen Teller Makkaroni – bereit ist, Hose und Stiefel herzugeben. Diese, so der Liedtext zum Schluss, wären sogar in der Lage, Kriegen im wahrsten Sinne des Wortes die Puste, die Munition ausgehen zu lassen, indem die Kanonen mit Makkaroni gefüllt würden.

Klänge aus Fernost kamen mit den Liedern „Longa Farahfaza“ aus Ägypten und „Pishdaramad-e-Esfahan“ aus dem Iran ins Spiel, präsentiert von den beiden musikalischen Künstlern Adam Assi und Yazdan Jamshidi. Die in unserem Kulturkreis fremd anmutenden Klänge, die sie mit ihren ganz speziellen Saiteninstrumenten Setar und Oud hervorzauberten, wurden vom Publikum mit großem Applaus honoriert.

Wieder ganz andere Töne brachte der Deutsch-Däne Max Christensen auf die Bühne. Sein Lied vom großen Ochsen „Den store Okse“ wurde in einer ganz und gar zu Stück und Land passenden Art und Weise umgesetzt. Im Zwiegespräch mit dem zum TüFolk-Orchester gehörenden kleinen Chor erzählte das Lied von der opulenten Erscheinung und den Eigentümlichkeiten und eines großen dänischen Ochsen.

Der musikalische Universalkünstler Victor Buendia brachte das Lied „Shiarazula Marazula“ in altitalienischem Dialekt mit, das er dem Ensemble im wahrsten Sinne des Wortes eigenhändig beibrachte. Gekonnt übernahm er auf der Bühne die Regie, dirigierte mit einer speziellen Zeichensprache und hielt dabei alle Fäden in der Hand. So entstand sein eigenes Arrangement dieses Liedes, mit dem er sich von dem Tübinger Orchester verabschiedete. Tags darauf machte er sich auf nach Italien.

Für Stimmung sorgte auch das Lied „Takirari de Jaina“ aus Bolivien, das von dem aus Chile stammenden Musiker Jose Monzon vorgetragen wurde. Zusammen mit den musikalischen Mentoren aus Chile Concepcion Neuling und Christobal Araya sowie dem enthusiastischen Orchester brachte er die Bühne zum Beben. Schwungvolle Tanzstimmung brachte auch der brasilianische Gitarrist Matheus Romanetto mit dem Forro „Caromante“ ein, den er – mit seinem Instrument ausgelassen tanzend – auf dem Parkett begleitete.

Trust Mildred aus Uganda fiel es, wie sie dem Publikum erzählte, zunächst nicht leicht, sich für ein Lied aus ihrem reichen ugandischen Kulturschatz zu entscheiden, werden dort doch über 70 unterschiedliche Sprachen gesprochen. Schließlich rief sie ihre Mutter an und fragte um Rat. Diese schlug das in Westuganda beliebte Lied „Omushiija Antiirew“ vor. Es handelt von der Liebe und den kleinen und großen Tücken, die diese zwischen Mann und Frau so mit sich bringt, eine cultural marriage. Beim Publikum sorgte Trust für große Begeisterung, das gesamte TüFolk-Ensemble tanzte am Ende unten im Saal, dem sich einige der Zuschauenden gerne anschlossen.

Folklang Festival Juni 2023: Fotos auf der Folklang-Homepage

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